Die Diskussion und der Umgang mit dem Thema „Sterbehilfe“ werden auch in Deutschland immer Dreister. Wir sind gegen die Legalisierung von Sterbehilfe in Deutschland. Deshalb haben wir uns entschlossen, mit einem Diskussionsforum in die Debatte einzusteigen. Wer möchte, schreibe seine Meinung an Gotthilf.Lorch@amici-tue.de dann wird sie hier veröffentlicht. Beginnen möchten wir mit einem Leserbrief zu einem Artikel vom 7 Januar 2006 in der Nürtinger Zeitung, den Sie hier herunterladen können

Leserbrief vom 23. Januar 2006
Es ist schon beinahe gruselig, wie oberflächlich das wirklich sehr ernstzunehmende Thema Sterbehilfe behandelt werden kann, wie im Bericht Ihrer Zeitung vom 7.1.06. dargestellt.
Zunächst eignet sich das Thema kaum als unterhaltendes Element an einem Neujahrsempfang. Schließlich wird hier vom Sterben von Menschen gesprochen. Auch steht einer christlich orientierten Partei -wie der CDU- nicht gut an, auch nur eine andeutend positive Stellung zur Sterbehilfe zu forcieren. Die Bibel hat hierzu eine eindeutige Aussage.
Doch kaum kommt ein Referent mit Rang und Namen, hier Professor Dr. Dr. Urban Wiesing, ist es einfach, sich auch einmal wieder auf die positive Seite des Themas zu schlagen. Dabei erwähnt Herr Professor Dr. Dr. Urban Wiesing schon beiläufig die Probleme der Sterbehilfe, wie die Verbrechen der Nationalsozialisten, oder dass Studien belegen, dass in den Niederlanden jährlich ca. 1000 Menschen unfreiwillig Sterbehilfe erleiden. Man bedenke: jedes Jahr ca. 1000 legale Morde !!!
Aber dennoch ist nach Meinung von Professor Dr. Dr. Urban Wiesing das Recht auf Selbstbestimmung in der Frage der Sterbehilfe keine Frage und wird die Menschenwürde traktiert, wenn man dieses Recht nicht erhält. Wo allerdings, so Frage ich, hat Mensch denn überhaupt eine Möglichkeit zur Selbstbestimmung ? Wo bleibt die Wahl verschiedener Alternativen, den letzten Weg zum Tod zu gehen ? In der Regel stirbt heute mensch doch alleine, voll gepumpt mit Beruhigungs- und Schmerzmittel im Altenheim oder Krankenhaus. Wenn personal zu teuer wird, spricht man plötzlich überhaupt nicht mehr von der Menschenwürde. Gibt es genügend Einrichtungen, Hospizen und Pflegedienste, die vor Allem orientiert sind in der psychischen, geistlichen und medizinischen Pflege von Leib und Seele bis zum Tode ? Gäbe es genügend alternative Möglichkeiten, wäre das Thema ganz sicher kein Thema von Sterbenden.
Stattdessen schmeißt Herr Professor Dr. Dr. Urban Wiesing mit Schlagwörtern um sich wie „selbst-bestimmte Sterbehilfe“, „für eine Liberalisierung der Euthanasie“, „das Recht bei der ganz privaten Entscheidung, seinem Leiden ein Ende zu machen“ und „ob man einen Menschen zwingen darf, dies (das leiden) auszuhalten“ und die CDU nickt die Meinungen brav und kritiklos ab. In Zeiten des absoluten Sparzwangs wäre man naiv, würde man hier wirklich noch andere Beweggründe vermuten. 
Und dann wird auch noch die High-Tech-Medizin bemüht, die hier allerdings völlig fehl am Platz ist, da selbstverständlich alle Kranken in Deutschland ihre Therapie wählen dürfen (sofern sie nicht zuviel Geld kostet), also auch Therapien ablehnen kann. Wer hierzu nicht mehr in der Lage ist, fällt sowieso keine selbstbestimmte Entscheidung mehr.
Es gibt aber auch noch Andersdenkende. Die Christen, die Menschen mit Behinderungen, die das Ganze schon von irgendwoher kennen und Lebensmöglichkeiten suchen anstatt Sterbehilfe, die Sterbenden, die in Würde sterben wollen und erfahren müssen, dass für die Meisten hierzu nicht genügend Geld in Form von Pflegekräften und sinnvollen letzten Therapien vorhanden ist. Deshalb sagen auch wir genauso wie Herr Professor Dr. Dr. Urban Wiesing: „Sie müssen entscheiden: Jetzt ist Schluss.“ Verschwende Deine Kraft nicht im politischen Kampf für die Legalisierung von Sterbehilfe - verwende die Kraft für bessere und humanere Lebensbedingungen bis hin zum Tod.
Da ich kein Leser der Nürtinger Zeitung bin, bitte ich, etwaige weitere Leserbriefe und Meinungen bei www.amici-tue.de  kund zu tun. Dort wird auch dieser Artikel mit Leserbrief zu finden sein.
Gotthilf Lorch   Aixer Str. 46   72072 Tübingen
sowie AMICI e.V.  Tübingen
sowie Club für Behinderte und ihre Freunde in Tübingen und Umgebung e.V.
sowie Koordinationstreffen der Tübinger Behindertengruppen

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